Von der Bildwirkung
ähnelt die Pastellmalerei der Ölmalerei. Doch während man mit Ölfarben
das Bild langsam aufbauend malen kann, ist es in der Pastellmalerei
vorteilhaft, das Bildziel fest vor Augen zu haben und eher alla prima zu
malen.
Das hier vorgestellten Pastellbild
wurde alla prima gemalt. Es ist erstaunlich mit welcher Leichtigkeit die
weichen Pastellkreiden der Bildgestaltung Farbe und Ausdruck verleihen.
Den Acryl Karton habe ich mit einer Mischung aus Pastellgrundierung und
ein wenig Acrylfarbe abgetönt.
Das in diesem Pastellbild
abgebildeten Seestück ist auf hellblauem Pastellgrund entstanden.
Auf dieser Grundierung habe ich den
Bildentwurf in drei Pastell-Hauptfarben übermalt, weiß, grau und grün.
Dieses Pastellkreiden wurden anschließend mit einem nassen Flachpinsel
in die Grundierung eingearbeitet
Danach erfolgte die
Feinbearbeitung mittels weiterer weichen Pastellkreiden und
Pastellstiften. Der für diese Arbeit geringe Zeitaufwand (ohne
Grundierung) von einer Stunde ist die Begründung für den Titel: The
Daily Pastel: 20120701. Wenn mich keine anderen Aufgaben davon
abhalten, soll ein tägliches Pastellbild meine Begeisterung an der
Pastellmalerei dokumentieren.
Ursprünge der Pastell - Malerei
Die Höhlenkunst
ist das älteste Zeugnis für die Verwendung von Pigmenten und
Bindemitteln. Sie entstand in der Steinzeit mit dem Ausgang der Eiszeit,
einer Klimaperiode, in der weite Teile Europas mit Gletschern überzogen
waren.
Die Felszeichnungen handeln meist von Tieren
und Menschen, wobei Pferde und Wisente den Hauptanteil ausmachen.
Zeichen und unbestimmte Linien ergänzen die Vielfalt der Felskunst, die
auch als „Kunst einer Jagdkultur“ bezeichnet wird. Striche und Punkte
wurden mit der gefärbten Fingerspitze oder mit Pinseln aus Tierhaar
gezeichnet. Bei der Versprüh Technik zerrieb man das Pigment zu einem
feinen Pulver, das mit dem Mund oder mit Hilfe eines Röhrchens auf die
Wand gesprüht wurde. Hielt der Künstler eine Hand dazwischen, entstanden
durch diese Schablonentechnik Handnegative. In der Grotte Chauvet wurde
auch die Verwischtechnik angewandt. Flachreliefe entstanden durch das
Abmeißeln der umliegenden Fläche. Die wahre Meisterschaft der
Höhlenkünstler bestand darin, dass sie die dreidimensionale Wirkung von
Rissen und Vorsprüngen des Felsuntergrundes in das Bild mit einbezogen.
Als die alte
Jagdkultur der Steinzeit in die der Bauern und Viehzüchter überging,
erlosch die Tradition der Höhlenmalereien. Die Höhlen und Zelte wurden
von festen Behausungen abgelöst, deren Wände man verputzte und mit rotem
Ocker anstrich. In den Häusern der bronzezeitlichen Ausgrabungsstätte
Akrotiri auf der griechischen Insel Thera fand man 3500 Jahre alte
Fresken, deren gelbe und rote Farben noch leuchten, als ob sie gerade
gemalt worden wären.
Edgar Degas
Pastellbildern zeigen auf virtuose Weise den einzigartigen Effekt dieses
Malmaterials. Die komprimierten und nur schwach gebundenen Pigmente der
Pastellkreiden verleihen den Bildern ein puderiges Aussehen und eine
unerreichte Zartheit, die sich besonders für Porträts eignet.
In den USA ist die Pastellmalerei weit
verbreitet. Hier habe ich eine Vielzahl von Anregungen gefunden. Sie
haben mich motiviert, dem Medium Pastell mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Da
Pastellkreiden fast nur aus Pigmenten bestehen, sind sie von einer
großen Intensität. In Kombination mit einem meist getönten Papier, das
unbedingt eine raue Oberfläche haben muss, damit die Pigmente haften,
lassen sich die gerade bei Porträts so wichtigen zarten und weichen
Effekte hervorragend erzeugen. Die Zartheit eines Pastellporträts wird
noch erhöht, wenn man auf Sand- oder Velourspapier arbeiten.
Die großen
Pastellstücke laden ein zum spontanen Arbeiten, die nicht am Detail
kleben. Die Weichheit der Striche und Linien verleiht auch den Versuchen
eher ungeübter Künstler einen frischen und gelungenen Eindruck. Das
große Ganze und der individuelle Eindruck eines Sujets stehen im
Vordergrund, nicht die akribische Darstellung kleiner Details. Daher
kann dieses Medium sehr befreiend wirken. Wo nötig, kann man Details mit
den etwas härteren Pastellstiften noch nacharbeiten.
Der von sich
aus schon weiche Eindruck der Pastellfarben lässt sich durch sanfte
Übergänge noch verstärken. Mit dem Wischer können nebeneinander liegende
Farbflächen subtil verschmolzen werden, mit einem sauberen Tuch lassen
sich zwei sich überlappende Farben zu einem neuen Farbton gestalten. Die
meist getönten Papiere tragen noch mehr zum zarten Eindruck bei, da kein
hartes Weiß den Pastelleindruck stört.
Die Zartheit eines
Pastellbildes äußert sich leider auch in einer hohen Flüchtigkeit der
schwach haftenden Pigmente. Diese extreme Empfindlichkeit erschwert
natürlich auch die Arbeit mit diesem Medium. Man sollten die
Zeichenunterlage immer schräg stellen, damit loser Pigmentstaub herunter
fällt. Vor dem Griff nach einer neuen Farbe gilt es, die Finger an einem
sauberen Lappen abzuwischen, um die Farben nicht zu verschmutzen. Ebenso
sinnvoll ist es, an dem Bild möglichst von oben nach unten zu arbeiten.
Die Fragilität eines
Pastellbildes erfordert unbedingt eine Fixierung. Leider haben die
meisten Fixative den unangenehmen Nebeneffekt, die Farbgebung zu
beeinflussen und Farben abzuschwächen oder zu intensivieren, so dass das
Pastellbild immer anders aussehen wird als im unfixierten Zustand.
Selbst mit einem Fixativ versehen sollten die Bilder unbedingt unter
Glas geschützt werden und die Scheibe nur mit einem feuchten Lappen
gesäubert werden - durch die statische Anziehung eines trockenen Lappens
können sich selbst fixierte Pigmente lösen und am Glas haften.
Für die Pastellmalerei
benötigen man Papiere mit rauer Oberfläche, da die Pigmente auf normalem
Papier nicht haften. Diese können mit Pastellgrundierung selbst
hergestellt werden. Die Lagerung erfordert ein zusätzliches Schutzpapier
und einen Ort, an dem die Werke liegend aufbewahrt werden können. Auch
ist eine große Palette an Kreiden (70 bis 100 Farbtöne) unabdingbar;
denn die Farben lassen sich schlecht durch mehrfaches Überlagern
mischen, da nach zwei oder drei Schichten die Pigmente nicht mehr
haften.
Es ist mühelos und macht Spaß, mit
Pastellkreide zu experimentieren, zarte, verwischte Töne darzustellen
und in Schichten zu intensiv leuchtenden Farben zu verdichten. Im
allgemeinen Sprachgebrauch steht die Bezeichnung "Pastell" für zarte,
transparente Farbtöne. In der Malerei sind die Pastellfarben aber
beliebig intensiv und kräftig. Eine dünne Farbschicht nach der anderen
wird aufgetragen, wodurch sich nach und nach die Farben intensivieren
und Helldunkel-Kontraste herausgearbeitet werden. Man kann linear oder
flächig arbeiten und durch Verwischen subtile Übergänge erzielen. Sie
können dunkle über helle und helle über dunkle Farben setzen.
Details in einem Pastell
darzustellen, ist schwierig und erfordert viel Geduld. Je weicher die
Pastellkreiden sind, desto schwieriger wird es, einen genauen Punkt zu
setzen. Man kann die Kreiden aber auf Sandpapier anspitzen oder einfach
zerbrechen, um scharfe Kanten zu erhalten. Einfacher als Details lässt
sich in der Pastellmalerei ein allgemeiner Eindruck darstellen. Das
bedeutet jedoch nicht, dass man auf Einzelheiten völlig verzichten
sollte. Sie müssen lediglich größer angelegt werden als beispielsweise
bei einer Bleistiftzeichnung. Mit Pastellkreiden lässt sich jedes Thema
erarbeiten, sei es gegenständlich oder abstrakt. Pastellkreiden lassen
sich harmonisch mit Kohle, Tinte oder Aquarellfarben kombinieren.
Auf den nachfolgenden Links findet
man von Informationen zu Pastellkünstlern, die ich empfehle anzuschauen.
http://www.pastellbilder.de/
http://www.barbaranewton.net/
http://www.pastelinternational.com/index.html
©
Fritz Engelhardt,
VG Bildkunst, UR-Nr.: 116848, A
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